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Kieferorthopädie

Eine natürliche Gebissentwicklung, die zu einer regelrechte Verzahnung führt,  ist in den Industrieländern eher die Ausnahme als die Regel. Beobachtungen bei Eskimos zeigen, dass traditionell lebenden Eskimogruppen, die viel rohe Speisen zerkauen müssen und sich körperlich viel bewegen, so gut wie keine Zahnfehlstellungen haben. Bei Umstellung auf Zivilisationskost und zivilisationsnahe Lebensweise hat die nächste Generation ähnlich schiefe Zähne wie wir.

Das Körperwachstum folgt den Grundregeln: „Weichgewebe formt Hartgewebe“ und „Die Form folgt der Funktion“. Dies bedeutet, dass die Muskelaktivität von Wange und Zunge, aber auch allen anderen Gesichtsmuskeln und sogar die Atmung die Kieferform prägen.

Die Zähne sind in ihrer Größe genetisch festgelegt (die Kauflächen der 6er sind schon kurz nach der Geburt fertig im Kiefer angelegt). Bleibt der Kiefer zu klein, passen sie nicht ordentlich hinein und Engstände mit Zahnstellungs­abweichungen sind die Folge.

Ein zu kleiner Zahnbogen führt häufig zu einer Fehlposition der Kiefer zueinander: Ist der Oberkiefer zu schmal, kann der Unterkieferzahnbogen wie der Fuß in einem zu engen Pantoffel sich nicht weit genug nach vorne entwickeln, es entsteht also eine Unterkiefer-Rücklage. Andererseits gibt es aber auch ererbte Kieferanomalien.

Eine weitere, häufige Ursache für einen zu schmalen Oberkiefer ist die gewohnheitsmäßige Mundatmung, z.B. infolge häufiger Erkältungen. Fehlender Gegendruch der Zunge gegen die Wangenmuskulatur lässt diese den Oberkiefer zusammendrücken. Der Gaumen wölbt sich schmal und hoch, was wiederum zu einem Aufstauchen und Verbiegen der Nasenscheidewand führt. Dadurch wird die Nasenatmung zusätzlich erschwert... Die Sicherstellung einer korrekten Nasenatmung ist daher wichtig sowohl für die Nasen- als auch für die Gebissentwicklung.

Kieferorthopädische Prophylaxe

Eine korrekte Gebissentwicklung ist kein reiner Zufall: Bereits ab dem Säuglingsalter müssen dazu einige Regeln beachtet werden:

  • Kräftiges Saugen stellt einen wichtigen Wachstumsreiz für die Vorentwicklung des Unterkiefers dar. Stillen ist optimal, aber auch die Saugerflasche tut’s, wenn man es dem Kind nicht zu leicht macht: Keinesfalls darf also das Loch im Sauger erweitert werden, „damit es schneller geht“. Auch die Form des Saugers muss stimmen.
  • Schnuller sind OK, wenn Form und Größe stimmen; vor allem sind sie dem Daumen vorzuziehen, der sich später schlechter abtrainieren lässt. Bewährt haben sich die besonders mundgerechten DentiStar-Schnuller.
  • Im Kindergartenalter sollte sie langsam abgewöhnt werden, damit sich keinesfalls ein lutschoffener Biss auch auf das bleibende Gebiss überträgt.
  • Hier kann eine Mundvorhofplatte helfen, die gleichzeitig eine wenig belastende und trotzdem effektive Frühbehandlung darstellt: Statt des Fremdkörpers Daumen oder Schnuller, der zwischen den Zahnreihen liegt, diese verformt und den UK nach hinten drängt, kann die nur im Mundvorhof zwischen Zahnreihen und Lippen liegende Platte durch Übertragung des Lippendrucks vorstehende Oberkiefer-Frontzähne zurückbewegen, einen offenen Biss schließen und sogar einen zurückliegenden Unterkiefer nach vorne holen.
  • Kleinkinder sollen ohne Kopfkissen in Rücken- oder Seitenlage, also nicht in Bauchlage schlafen. Dies fördert die UK-Vorentwicklung, eine korrekte Zungenlage und die Nasenatmung.
  • Früh sollte die Umstellung auf feste, „kauaktive“ Ernährung erfolgen, bei der die Kiefer richtig was zu tun haben.
  • Konsequente Kariesprophylaxe dient zur Verhinderung vorzeitigen Milchzahnverlusts.
  • Viel Bewegung und Sport vermeiden allgemeine Haltungsschäden, die sich sonst auch auf die Kopf- und Unterkieferhaltung auswirken können.
  • Eine gewohnheitsmäßige Mundatmung sollte umgestellt werden, wenn keine Erkältungen mehr vorliegen.