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Parodontitis

Parodont (= "das, was um den Zahn herum ist") bedeutet Zahnhalteapparat. Dazu gehören der Kieferknochen und das Zahnfleisch. Hieran hängt der Zahn mit Millionen kleiner Fasern.

Die Gingiva (Zahnfleisch) heftet sich unverschieblich direkt auf den zahntragenden Kieferknochen und bildet eine stramme Manschette um die Zähne.

Aggressive Bakterien sind es, die ein Gingivitis (Zahnfleischentzündung) verursachen können: Verbleiben über längere Zeit Bakterien in der Zahnfleischfurche, reizen deren giftige Stoffwechselprodukte das Gewebe. Der Körper produziert Abwehrstoffe; diese greifen aber leider nicht nur die Bakterien an. Sie lockern auch die Fasern des Zahnfleisches. Dieses liegt dem Zahn nicht mehr so straff an, der Zahnfleischspalt erweitert und vertieft sich zu einer sogenannten Zahnfleisch-Tasche, in die immer mehr Bakterienbelag hinein passt.

Verbleiben die Bakterien dauerhaft in der Tasche, bilden sich zusätzlich Kalkablagerungen (Konkremente). Sie reizen das Zahnfleisch und bieten Bakterien Unterschlupf. Mit der Zeit werden auch die Fasern, an denen der Zahn hängt, angegriffen. Auch die abgestorbenen Faserreste beherbergen Bakterien. Das heißt: Nun ist eine Abheilung nur noch möglich, wenn Kalkablagerungen und tote Faserreste vom Zahnarzt entfernt werden.

Ohne Therapie schieben sich Bakterien und Konkremente immer tiefer unter das Zahnfleisch. Wie ein Keil dringen sie am Zahn entlang vor und zerstören langsam aber unwiderruflich den Halteknochen und die Faseraufhängung des Zahns. Man spricht nun von einer Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats, umgangssprachlich meist falsch „Parodontose“ genannt.

Das Tückische an Gingivitis und Parodontitis ist, dass sie weitgehend schmerzfrei verlaufen; der uninformierte Patient nimmt auch die leichte Schwellung und sporadische Blutungen oft nicht wahr. (Hier gehts zum Parodontits-Selbsttest!)

Deshalb ist die Früherkennung dieser Erkrankung besonders wichtig. Hierzu dienen Röntgenbilder und die Taschentiefen­messung.  

Parodontitis ist nicht heilbar: verlorengegangener Knochen wächst praktisch kaum wieder nach. Man kann sie aber stoppen oder von vorne herein verhindern.

Eine erfolgreiche Parodontalbehandlung erfordert eine perfekte Zusammenarbeit von Patient und Behandler: Der Patient muss den Neuzugang von Bakterien in die Taschen verhindern lernen (Mundhygieneberatung). Die zahnärztliche Behandlung besteht in der Entfernung der „Altlasten“, die der Patient nicht selber entfernen kann, also der festhaftenden Ablagerungen auf der Wurzeloberfläche in den Taschen.

Die Grenzen der Erhaltbarkeit sind erreicht, wenn die Bakterien so tief zwischen den Wurzeln und unter  die Zähne  eingedrungen sind, dass  weder Patient noch Zahnarzt  sie entfernen kann. So tief gehende Entzündungen gefährden bereits die Allgemeingesundheit: Bei jedem Kauen und Putzen geraten Bakterien in die Blutbahn, was unter anderem Infarktkrankheiten Vorschub leistet.